Eine Dynastie kommt nach Palästina
Wie aus dem Nichts taucht eine neue Macht in Palästina auf: Jordanien.
Wenig diskutiert: Mehr als alle anderen arabischen Staaten prägte Jordanien die weitere Entwicklung. Seine Gründung: Ein Alleingang der Briten – und ein Wortbruch am Palästinamandat.
1915 - 1918
Die Haschemiten unterstützten Großbritannien im Kampf gegen das Osmanische Reich. Im Gegenzug sollte ein arabisches Großreich unter haschemitischer Herrschaft gegründet werden.
1916
Im Geheimabkommen Sykes-Picot teilten Großbritannien und Frankreich aber die arabischen Gebiete unter sich auf – Syrien sollte unter französische, Palästina und Irak unter britische Herrschaft kommen.
„Der Mandatar soll dafür verantwortlich sein, dass das Land unter solche politischen, administrativen und wirtschaftlichen Bedingungen gestellt wird, welche die Errichtung der jüdischen nationalen Heimstätte, wie in der Einleitung niedergelegt, und die Entwicklung von Selbstverwaltungs-Institutionen sowie die Wahrung der bürgerlichen und religiösen Rechte aller Einwohner Palästinas, ohne Unterschied der Rasse und Religion, sichern.“
§2 Palästinamandat des Völkerbundes, 1920
1918
Faisal I., Sohn des Scherifen, wird aber nach seiner siegesreichen Ankunft in Damaskus von den Franzosen vertrieben. Als Ausgleich gaben ihm die Briten den Irak als Herrschaftsgebiet.
ab 1920
Arabische Übergriffe auf jüdische Ortschaften. Briten untersagten Juden den Zugang zum Mandatsgebiet östlich des Jordan und beschränkten die Einwanderung von Juden auf 16.500 Personen jährlich.
Hellgrün das Gebiet Palästinas, aus dem Jordanien wurde.
„Der Mandatar soll verantwortlich sein, dafür zu sorgen, dass kein palästinensisches Gebiet an die Regierung irgendeiner auswärtigen Macht abgetreten oder verpachtet oder in irgendeiner Weise unter ihre Kontrolle gestellt wird.“
§5 Palästinamandat des Völkerbundes, 1920
Dennoch: 1921 gründete Großbritannien östlich des Jordan das Emirat Transjordanien. Auf einer Fläche von 78% des Mandatsgebietes Palästina. Und unter der halbautonomen Herrschaft von Abdullah, Sohn des Scherifen von Mekka aus der Haschemiten-Dynastie.
Abdullah, zweiter Sohn des Scherifen, erhielt von den Briten das gesamte Gebiet östlich des Jordan. 1925 erweiterten die Briten dieses Gebiet um weitere 60.000 km2. Dadurch entstand eine Grenze mit dem Irak.
Formell wurde Jordanien 1946 von den Briten in die Unabhängigkeit erlassen und Abdullah zum König ernannt.
Abdullah I., König von Jordanien. Sohn des Scherifen von Mekka aus der Haschemiten-Dynastie. Die Briten gaben ihm 78% des Mandatsgebietes Palästina. Damit brachen sie den Auftrag des Völkerbundes.
Mitte: König Abdullah I. von Jordanien.
Rechts: König Faisal I. von Irak.
Links: König Ali von Hedschas, dessen Machtbereich im Jahr 1924 von der Saudi-Dynastie erobert wurde.
Tscherkessischer Gardist
Ursprünglich christlich-heidnisch wurden die Tscherkessen im 16. Jahrhundert zum Islam zwangskonvertiert. Die Expansion Russlands vertrieb sie endgültig aus ihren kaukasischen Stammesgebieten. Ab 1868 ließen sie sich in Amman nieder, damals eine fast leere Ruinenstadt, später Hauptstadt Jordaniens.
Eine neue Identität entsteht
Emir Abdullah, später König Abdullah I., gab seinem künstlich geschaffenen Staat eine spezifisch haschemitische Identität. Offizielle Bezeichnung: Haschemitisches Königreich Transjordanien. Nach der Eroberung der Westbank 1948 folgte 1950 die Annexion. Fortan nannte sich Jordanien offiziell „Haschemitisches Königreich Jordanien.