Der Erste Weltkrieg kommt nach Palästina
Mit ihm kamen die Briten, das Ende der osmanischen Herrschaft und eine Dynastie aus Saudi-Arabien (Hedschas) mit ihrem Wunsch nach einem arabischen Großreich und Kalifat.
Zwei Versprechen und ein geheimes Abkommen bestimmten die Entwicklung im Nahen Osten: die Hussein-McMahon-Korrespondenz, die Balfour-Deklaration und das geheime Sykes-Picot-Abkommen.
Versprechen 1:
Die Hussein-McMahon-Korrespondenz, 1915-1916
Für Scherif Hussein von Mekka, Oberhaupt der Haschemiten-Dynastie aus Saudi-Arabien, bedeutete der Erste Weltkrieg eine historische Chance:
Die osmanische Herrschaft abzuschütteln und ein arabisches Großreich und Kalifat zu errichten. Für Großbritannien brachte ein arabischer Aufstand gegen das Osmanische Reich eine strategische Entlastung.
In der Hussein-McMahon-Korrespondenz mit dem Scherifen wurde gegenseitige Unterstützung festgelegt. Scherif Hussein interpretierte die Korrespondenz als verbindliche Zusage mit konkreten Grenzen seines künftigen
Herrschaftsgebietes. Großbritannien bestritt jegliche vertragliche
Zusicherung. Das Schlussschreiben der Korrespondenz vom 30. Januar 1916 verwies auf weitere Erörterungen zu einem späteren Zeitpunkt.
Versprechen 2:
Die Balfour-Deklaration, 1917
1917 versprach Großbritannien, die „Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ zu unterstützen. Zum damaligen Zeitpunkt waren die jüdischen Aufbauerfolge und die Entschlossenheit zur Selbstbehauptung bereits sichtbar. Und damit das Potenzial, als strategischer Partner im Kampf gegen das Osmanische Reich.
Die Balfour-Deklaration vom 2. November 1917 wurde vom damaligen britischen Außenminister Arthur James Balfour formuliert und unterzeichnet und schließlich vom britischen Kabinett verabschiedet.
Scherif Hussein ibn Ali al Haschimi.
Britischer Hochkommissar in Kairo, Sir Henry McMahon.
Der britische Außenminister Arthur James Balfour.
Originaltext der Balfour-Deklaration.
Völkerrechtlich wurde die Erklärung auch relevant, weil sie in das Palästina-Mandat des Völkerbundes im Jahr 1922 übernommen wurde.
„Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern.“
Balfour-Deklaration, 1917
Das geheime Sykes-Picot-Abkommen, 1916
Im Geheimabkommen teilten England und Frankreich die nahöstlichen Gebiete des Osmanischen Reiches zwischen sich auf. Der Inhalt widersprach sowohl der Hussein-McMahon-Korrespondenz und in Teilen geografisch der späteren Balfour-Deklaration. Das Abkommen wurde bereits im Mai 1916 geschlossen, mehr als zwei Jahre vor der Kapitulation des Osmanischen Reiches.
Immerhin enthielt das Abkommen im ersten Artikel eine teilweise Anerkennungsbereitschaft:
„Frankreich und Großbritannien sind bereit, einen unabhängigen arabischen Staat oder eine Konföderation arabischer Staaten in den Gebieten A und B der beigefügten Karte unter der Souveränität eines arabischen Oberhauptes anzuerkennen und zu schützen.“
Sykes-Picot-Abkommen, 1916
Geografisch betroffen vom Sykes-Picot-Abkommen waren die späteren Länder Syrien, Libanon, Israel, Jordanien, Irak, Saudi-Arabien und ein südöstlicher Teil der Türkei. Russland sollte im Nachgang ebenfalls eine Einflusszone erhalten, jedoch wurde dieses Angebot nach der Oktoberrevolution in Russland zurückgezogen.
Die russischen Zeitungen Prawda und Iswestija publizierten daraufhin am 23. November 1917 das geheime Dokument, was wiederum in der arabischen Welt Empörung auslöste.
Aufteilung der nahöstlichen Gebiete des Osmanischen Reiches laut Sykes-Picot-Abkommen. Das grün eingezeichnete Territorium, in dem unter anderem Jerusalem lag und 1948 der Staat Israel entstand, sollte laut der geheimen Übereinkunft unter gemeinsamer Verwaltung von Briten und Franzosen stehen.