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Zweitausend schwere Jahre

Jesus war Jude, seine Jünger waren Juden, seine Anhänger waren Juden.

Drei von vielen Gründen, unterschiedliche Auffassungen zu tolerieren und diskutieren, statt Gräben zu vertiefen. Doch es kam anders. Obgleich die Römer Jesus zum Tode verurteilten und die Kreuzigung durchführten, wurden die Juden fortan von Christen des „Gottesmordes“ beschuldigt. Die anhaltende Diffamierung der Juden führte zu immer wiederkehrenden Wellen von Verfolgungen und Pogromen.

 

Während blühendes jüdisches Leben phasenweise auch im Exil existierte, hatten Juden stets die Willkür und Brutalität der Herrschenden und des „Volkes“ zu fürchten. Der Begriff „Antisemitismus“ beschreibt moderne Formen der Diskriminierung von Juden als Minorität. Geschichte und Ausprägungen des Judenhasses sind Gegenstand breiter Forschung. Formen waren:

  • religiös

  • kulturell

  • ethnisch

  • machtpolitisch

  • ökonomisch

  • bis hin zum Rassenwahn der Nazis.

Nicht   immer   lassen  sich  einzelnen Formen des Antisemitismus auseinanderhalten. Beispiele für zahllose Verfolgungen sind:

  • Kaiser Konstantin legte im Jahr 315 den Grundstein für das Christentum als Staatsreligion im römischen Reich. Seither wurden Juden verfolgt und diskriminiert.

  • Der erste Kreuzzug Ende des 11. Jahrhunderts begann mit einem massenhaften Pogrom gegen Juden in mehreren europäischen Gebieten. Alleine in den Rheinstädten wurden 12.000 Juden umgebracht und ihr Besitz geplündert, um die Kreuzzüge zu finanzieren.

  • Die Inquisition Ende des 15. Jahrhunderts in Spanien ließ 40.000 Juden verbrennen. Ab 1492 erfolgte eine Massenvertreibung der Juden aus Spanien, ab 1498 aus Portugal.

  • Russische Kosaken fielen 1878 in Polen ein und töten 60.000  Juden.

  • Die Ermordung des russischen Zaren Alexander II durch Revolutionäre im Jahr 1881 befeuert antisemitische Verschwörungstheorien, welche zu gewalttätigen Pogromen führten. Staatliche Institutionen reagieren gleichgültig bis zustimmend. Über 250 Ausschreitungen, mit hunderten Toten und tausenden Verletzten.

  • 1894 wurde der jüdische Artilleriehauptmann Alfred Dreyfus von Antisemiten in der französischen Armee mit gefälschten Beweisen des Hochverrats beschuldigt. Der Vorwurf löste eine antisemitische Welle in den Medien und der Bevölkerung aus. Erst nachdem der wahre Verräter Ferdinand Walsin-Esterházy überführt war, wurde Alfred Dreyfus begnadigt. Erst vier Jahre nach seinem Tod wurde er rehabilitiert.

  • Hitlers Machtergreifung 1933 führte zu einer historisch beispiellosen Verleumdungskampagne, zum massenhaften Diebstahl, Raub und millionenfachen Mord an der jüdischen Bevölkerung Europas im Holocaust.

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Die Nationalversammlung gewährte den Juden 1791 volle Gleichberechtigung. Der colorierte Druck aus 1806 zeigt symbolisch die Übergabe der Freiheit in die Hand einer Jüdin. Ab 1797 setzte sich schrittweise die sogenannte Judenemanzipation in den deutschen Teilstaaten durch. Beschränkungen wurden aufgehoben – und teilweise wieder eingesetzt. Im Alltag konnte sich die politische und rechtliche Gleichstellung nicht immer durchsetzen.

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Degradierung des jüdischen Hauptmanns Alfred Dreyfus. Zeichnung in der illustrierten Beilage zu „Le Petit Journal“, 13. Januar 1895. Die Dreyfus-Affäre war eines der Hauptmotive für Theodor Herzl, die zionistische Bewegung zu gründen.

Auch andere Minoritäten wurden und werden weltweit verfolgt.
 

Viele Minderheiten hielten dem Verfolgungsdruck nicht stand.
 

Sie verschwanden aus der Geschichte.

Die jahrhundertelange Verfolgung der Juden führte nicht zu ihrem Untergang.

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